Digitale Medien sind allgegenwärtig – doch bei manchen wird der Konsum zur Abhängigkeit. Mediensucht beschreibt ein zwanghaftes Verhalten im Umgang mit Smartphone, Social Media oder Gaming, das das tägliche Leben stark beeinträchtigen kann. Besonders Jugendliche sind gefährdet. Dieser Beitrag zeigt Ursachen, Symptome und Auswege aus der digitalen Abhängigkeit.

Die Nutzung digitaler Medien ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken – sei es durch Smartphones, soziale Netzwerke, Streamingdienste oder Online-Games. Für viele gehört das zur normalen Freizeitgestaltung. Doch für einige wird der Medienkonsum zur ernstzunehmenden Gefahr: Mediensucht, auch als digitale Abhängigkeit bezeichnet, beschreibt ein zwanghaftes, schwer kontrollierbares Verhalten im Umgang mit digitalen Medien – trotz negativer Konsequenzen im Alltag.
Besonders bekannt ist die sogenannte Gaming Disorder, die seit 2022 offiziell als psychische Störung in der ICD-11 (Internationale Klassifikation der Krankheiten) anerkannt ist. Doch Mediensucht betrifft nicht nur Gamer: Auch Social-Media-Sucht und das ständige Scrollen auf dem Smartphone können suchtähnliche Verhaltensmuster zeigen.

Laut einer Studie der DAK-Gesundheit und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf gelten in Deutschland rund 6 % der Jugendlichen als mediensuchtgefährdet – das entspricht etwa 1,6 Millionen Kindern und Jugendlichen. Auch internationale Studien zeigen: Besonders die Altersgruppe zwischen 11 und 19 Jahren ist gefährdet, eine digitale Verhaltenssucht zu entwickeln. Je nach Diagnosekriterium schwanken die Prävalenzraten zwischen 1 und 10 Prozent – ein alarmierender Trend.

Die Gründe für Mediensucht sind komplex. Fachleute sprechen vom sogenannten „medialen Suchtdreieck“, das sich aus drei zentralen Einflussfaktoren zusammensetzt:

  • Individuelle Faktoren: z. B. Impulsivität, emotionale Instabilität, Depression
  • Soziale Faktoren: familiäre Konflikte, schulischer Stress, Isolation
  • Mediale Faktoren: Belohnungsmechanismen in Spielen, algorithmisch gesteuerte Inhalte, soziale Interaktion, endloses Scrollen

Diese Elemente aktivieren das Belohnungssystem im Gehirn und steigern die Dopaminausschüttung. Die Folge: ein wachsendes Verlangen nach digitalen Reizen – oft auf Kosten realer Erfahrungen.

Typische Anzeichen für eine digitale Abhängigkeit sind:

  • Kontrollverlust über die Mediennutzung
  • Craving (intensives Verlangen nach dem nächsten Medienkick)
  • Reizbarkeit bei Entzug
  • Vernachlässigung sozialer Kontakte und anderer Interessen
  • Leistungsabfall in Schule, Ausbildung oder Beruf

Studien zeigen zudem eine hohe Korrelation zwischen Mediensucht und psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder ADHS. Körperlich können sich Symptome wie Schlafprobleme, Kopfschmerzen, Verspannungen oder Konzentrationsstörungen einstellen.

Für die Diagnose orientieren sich Fachpersonen an den Kriterien der ICD-11 und des DSM-5. Wichtig sind drei Hauptmerkmale, die über mindestens 12 Monate auftreten:

  1. Kontrollverlust über das Nutzungsverhalten
  2. Priorisierung der Mediennutzung gegenüber anderen Aktivitäten
  3. Fortsetzung trotz negativer Konsequenzen

Ein anerkanntes Erklärungsmodell ist das I-PACE-Modell (Brand et al., 2016/2019), das Wechselwirkungen zwischen Persönlichkeit, Emotionen, Kognitionen und Selbstkontrolle beschreibt.

Die Behandlung erfolgt in der Regel mit verhaltenstherapeutischen Methoden. Ziel ist es, das eigene Medienverhalten bewusst wahrzunehmen, Alternativen zu stärken und Impulse zu kontrollieren. Auch digitale Selbsthilfe-Tools können unterstützen – z. B. Apps zur Analyse des Medienkonsums.Ein Beispiel ist ein vom Universitätsklinikum Hamburg entwickeltes Programm für Jugendliche, das sich auf die Bewertung von Inhalten statt reiner Zeitbegrenzung konzentriert – ein moderner Ansatz, der auf langfristige Verhaltensänderung abzielt.

Präventiv ist es entscheidend, die Medienkompetenz von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu fördern. Wichtige Maßnahmen sind:

  • Medienfreie Zeiten und feste Regeln
  • Altersgerechte Aufklärung über Risiken digitaler Medien
  • Technische Hilfsmittel wie Bildschirmzeit-Apps oder „Digital Wellbeing“-Funktionen
  • Förderung von sozialem Miteinander und analogen Freizeitaktivitäten

Obwohl viele Tools hilfreich erscheinen, ist ihre langfristige Wirksamkeit bisher nur begrenzt wissenschaftlich belegt.

Mediensucht ist kein Randphänomen, sondern ein wachsendes gesellschaftliches Problem. Statt pauschal die Bildschirmzeit zu verteufeln, sollte der Fokus auf individuellen Nutzungsmustern und dem reflektierten Umgang mit digitalen Medien liegen. Wer bei sich oder Angehörigen Anzeichen erkennt, sollte frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch nehmen – je früher die Problematik erkannt wird, desto größer sind die Chancen auf eine gesunde, kontrollierte Mediennutzung. Melde dich gern bei uns für ein kostenloses Erstgespräch und lass uns schauen, wie wir dir helfen können.

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